welcher Gencode entspricht welcher Farbe?

Da ich häufig gefragt werde, Was kommt heraus, wenn ich dieses mit jenem Kaninchen paare?, will ich hier mal erklären, wie ich das mache. Zum einen muss man herausfinden, welche Farbgene das betreffende Tier haben könnte und zum anderen muss man aus dieser Kombination das Aussehen herleiten. Bei spalterbigen Tieren muss beachtet werden, dass sie verdeckt Merkmale tragen, die zu berücksichtigen sind. Am besten macht man sich einen Stammbaum der betreffenden Tiere, in den man ihre Gencodes einträgt. Eingetragen werden dabei nur die optisch sicher zu erkennenden Merkmale, für die restlichen Gene macht man einen Strich.

Z.B. Mutter Schwarzgranne achi_bbC_D_G_A_B_cch_D_ee, Vater A_B_C_D_ggaaB_C_D_E_. Fällt jetzt in einem Wurf ein blauer Chinchilla, kann ich bei der Mutter d nachtragen und bei dem Vater weiß ich, dass er nicht reinerbig AACC ist, sondern verdeckt achi oder acch oder c trägt und außerdem auch d. Auf diese Weise hangelt man sich durch die vorhandenen Tiere, bezieht möglichst viele Verwandte mit ein und erhält so hoffentlich aussagefähige Gencodes der betreffenden Tiere, aus welchen man dann Vorhersagen auf das Aussehen der zu erwartenden Würfe machen kann.

Von den Gencodes der Eltern muss man sämtliche mögliche Kombinationen errechnen und wenn man diese auszählt, hat man die statistische Wahrscheinlichkeit, mit der eine bestimmte Farbe fällt.

Farben mit schwarz, blau, braun und feh

Um den 2. Schritt, die Herleitung Gencode / Aussehen und umgedreht, zu erleichtern, habe ich ein paar Tabellen zusammengestellt, welche Kombination von Merkmalen welche Farbe ergibt. In der folgenden Tabelle wird BE vorausgesetzt und darauf basierend die Farbbezeichnung anhand der restlichen Gene dargestellt. Schwarz ist wohl klar, blau ist ein verdünntes Schwarz, welches bläulich wirkt, braun wird auch havanna oder chocolate genannt und feh wird auch als fahlblau oder lilac bezeichnet.

CDBD CdBd cDbD cdbd
GA schwarzwildfarbig blauwildfarbig braunwildfarbig fehwildfarbig
goat schwarzloh
 
blauloh
 
braunloh
 
fehloh
 
ga schwarz
 
blau
 
braun
 
feh
 

Liegt statt AC nun achicch vor, ändern sich die Wildfarben. Aller gelblicher Farbstoff (Zwischenfarbe) wird durch Weiß ersetzt. Das Gleiche passiert mit den Lohfarben, die Tiere haben statt rot/creme einen weißen Bauch.

Die einfarbigen Tiere erscheinen optisch nahezu unverändet, man kann also nicht auf Anhieb sehen, ob ein schwarzes Tier nun A oder AchiC oder cch trägt.

Liegt statt AC dagegen amcchl vor, gibt es Tiere ähnlich den oben genannten. Jetzt wird nicht nur der gelbe Farbstoff entfernt, sondern auch noch der Dunkle reduziert. Liegt das Merkmal reinerbig vor, haben wir relativ farbkräftige Tiere mit leicht helleren Schattierungen, bei Spalterbigkeit am/a oder am/aacchl/cn oder cchl/cc gibt es die typischen Marder, wobei die Rasse Braunmarder einem schwarzen einfarbigen Marder entspricht, aber natürlich auch die Kombination mit Wild- oder Lohfarbigkeit möglich ist.

Wird AC durch ancnersetzt, gibt es russenfarbige Tiere, die bunten Stellen entsprechen in etwa den Farben der Tiere mit achicch. Russen in rot kann es da natürlich nicht geben.

Wildfarbige Tiere, die Eisengrau tragen, müssten dann analog dem Unterschied schwarzwildfarbig / eisengrau auch in den anderen Farben entsprechend aussehen.

Farben mit rot, orange, creme

In der nächsten Tabelle ist die Farbverteilung bei den roten Farben dargestellt. Rot bzw. weiß/schwarz bedeutet ein Tier mit dunklen Ohren, Füßen, Blume und Bauch ähnlich dem Thüringer, wobei es nicht zu den starken Abzeichen an Kopf und Körper der Thüringer Kaninchen kommen muss. Die Menge an Schwarz ist abhängig von den vorhandenen Schwarzverstärkern und kann stark variieren.

Die weißen Kaninchen mit braunen Augen können, wie auch die Roten, mehr oder weniger schwarz gespitzte Grannen und einen dunklen Anflug an Ohren oder Nase zeigen.

Japaner und Rhönkaninchen können, je nach dem ob sie wild- oder einfarbig sind, in den hellen Feldern vermehrt dunklen Anflug zeigen oder am Bauch helle Stellen haben.

Vorausgesetzt ist hier CDBD. Durch die rezessive Form dieser Faktoren wird das Rot heller bis zu creme, der Unterschied zwischen zugrunde liegendem Schwarz und Braun ist wohl eher geringfügig. Die Intensität der Farbe wird auch von den vorhandenen Rotmodifizierern beeinflusst.

BE bjej be
AGAC wildfarbig japanerfarbig
 
rot
 
AgaC schwarz
 
japanerfarbig
 
rot/schwarz
 
achiGAcch chinchillafarbig rhönfarbig
 
weiß mit braunen Augen
 
achigacch schwarz
 
rhönfarbig
 
weiß/schwarz
 

So, nun muss man das Ganze noch benennen. Ein wildgraues Kaninchen ist im "erbtechnischen" Sinn schwarz­wildfarbig - ABCDGABCDE. Man lasse sich hier nicht von den deutschen Rassebezeichnungen irritieren, ein Perlfeh z.B. ist blauwild­farbig - ABCdGABCdE (es heißt zwar Feh, Grundfarbe ist aber blau), Weißgrannen sind lohfarbige Chinchillas - achiBCDGoatBcchiDE, während Schwarzgrannen "rote" Chinchillas - achibCDGABcchiDe sind (engl. auch frostpoint), bei denen ein paar dunkle Haarspitzen übrig bleiben (be verdrängt schwarz, achicchi unterdrückt rot = weiß).
ABcdGAbCdE ist fehwildfarbig (Luchskaninchen), ein Chinchilla in braun ist ein Braun­chinchilla - achiBcDGAbcchiDG, die Thüringerfarbe müsste man rot/schwarz - AbCDgaBCDe nennen und in "verdünnter" Form wäre es creme/blau - AbCdgaBCde. Besser man hat eine "private" Bezeichnung für die Farbe und eine Vorstellung davon, als dass man einen Haufen Rassefarben kennt, aber nicht weiß wie genau diese aussehen oder gar zustande kommen.

So kann man sich die Farben stückchenweise zusammensetzten. Kommt in einem Wurf etwas völlig Unerwartetes heraus, hat nicht etwa die Genetik versagt, sondern der Mensch, der sie zu ergründen versucht. In diesem Fall war eine Unbekannte dabei, die es heraus zu finden gilt. Wenn beispielsweise die Paarung zweier schwarzer Kaninchen wildfarbige Tiere ergibt, gibt es nur einen Schluß. Sie waren gar nicht schwarz, sondern mindestens eins der beiden war wildfarbig Eisengrau, was auch zu fasst schwarzen Tieren führen kann, manchmal nur mit einzelnen wildfarbigen Grannenhaaren.

Alle diese so entstehenden Farben lassen sich mit Silberung und den Scheckungen unterschiedlichster Art kombinieren (wodurch sie manchmal schlecht zu erkennen sind, da entscheindende Stellen farblos sind) und mit Löwenmähne, Rex-, Satin- und oder Angorafell versehen.

Beispiel

Nehmen wir an, ein Tier hat die Erbformel A_bbCCD_G_A_BBC_D_ee, das andere A_BbCCD_G_A_BBC_D_Ee. Jedes einzelne Gen für sich ist einfach, es kann z.B. die Kombi GG, G_ oder __ AA, A_ oder __ geben, d.h. dreiviertel der Jungen werden wildfarbig, der Rest könnte einfarbig werden. Das macht man für jedes Gen und dann setzt man zusammen. Das könnte also 50/50 rote und wildfarbige Junge geben, die Roten könnten aber auch weiß werden und beide könnten schwarze Ohren/Füße bekommen. Statt wildfarbiger Tiere wären auch Chinchillas möglich oder schwarze. All diese Farben könnten möglicherweise auch aufgehellt (d) auftreten. Bei einem solchen Sammelsurium bleibt nur zu Hoffen, dass die gewünschten Farben aller Statistik zum Trotz recht häufig fallen. Und wisst ihr was? Wenn dann schon 2 Rote dabei sind, sind sie sicher normalhaarig und glänzen nicht, während alle Weißen Satinangora sind. So ist das mit dem Zufall.

Umgedreht muss man dann jedes einzelne Junge ansehen und versuchen, die Farbe möglichst genau zu bestimmen. Wenn zum Beispiel ein Chinchilla dabei ist, der blau aussieht, kann ich bei beiden Eltern den Strich durch d ersetzen. Das hilft mir bei der Farbbestimmung weiterer Würfe und damit bei der Zuchtplanung. Nicht irritieren lassen, manches Jungtierfell sieht anders aus, als dass der erwachsenen Tiere (Silberung erst nach der Haarung sichtbar, manchmal vorhandene braune Zwischenfarbe bei Chinchillas ist nur im Babyfel vorhanden usw.)

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