Erbkrankheiten
Es gibt eine ganze Reihe Fehl- bzw. Missbildungen, die erblich bedingt sind. Z. B. Wasserkopf, Augenmissbildungen, unproportionaler Zwergenwuchs, Missbildungen des Beckens, der Wirbelsäule und der Knochen der hinteren Gliedmaßen, Marmorknochen, Zwerchfellbruch, verminderter oder gar kein Haarwuchs, unterentwickelte oder missgebildete Geschlechtsorgane, Veränderungen an Blutgefäßen oder versch. Störungen des Nervensystems. Die meisten werden rezessiv oder unvollständig dominant vererbt. Einige will ich hier herausgreifen.
Wirbelsäulenverkrümmung
Die Wirbelsäulenverkrümmung tritt bei verschiedenen Rassen auf und kann unterschiedlich starke Ausprägungen annehmen. Oft kann man sie optisch von außen nicht erkennen. Fährt man aber mit den Fingern zwischen den Schulterblättern an der Wirbelsäule entlang, kann man den "Knick" ertasten. Dieser Handgriff ist nicht aufwändig und sollte nicht nur von den Züchtern ausgeführt werden, die schon einmal eine solche Verkrümmung bei einem ihrer Tiere festgestellt haben.
Es wäre gut, wenn jeder Preisrichter über diese Mißbildung informiert wäre. Wenn ihm dann noch der Handgriff zu ihrer Feststellung bekannt ist, ist das ein guter Ansatz, diesen Fehler aus den Zuchten zu verdrängen, bzw. ihn gar nicht erst Fuß fassen zu lassen.
Etwas ausführlicher gibts das Thema auf Kaninchenwissen: Verkrümmung der Wirbelsäule
Fehlstellung der Zähne
Zahnfehlstellungen können z.B. durch einen verkürzten Oberkiefer entstehen.
Diese Anlage wird rezessiv vererbt und ist unvollständig penetrant, was bedeutet, dass der Fehler nicht immer auftritt, auch wenn er erbmäßig vorhanden ist. Das ist bei ca. 20% der reinerbig von diesem Fehler betroffenen Tiere der Fall. Sie sehen gesund aus, vererben den Fehler aber an 100% ihrer Nachkommen!
Bei dem Tier im Foto stehen die unteren Zähne (im Bild rechts) zu weit nach vorne. Es gibt auch noch weitere erbliche Zahnanomalien.
Geschlechtsmissbildungen
Eine häufiger auftretende Missbildung bei Rammlern ist der Spaltpenis, der in verschiedenen starker Ausprägung auftreten kann. Der Spalt kann von der Spitze her beginnen oder sich auch weiter unten befinden. (Fotos rechts)
Eine andere ist die angewachsene Penisspitze, welche ebenfalls in leichter bis schwerer Form auftreten kann. (Foto links)
Diese Anlagen werden rezessiv vererbt und können selbstverständlich auch von einer Häsin weitergegeben werden.
Gelbfärbung des Körperfettes
Die Gelbfärbung des Körperfettes wird rezessiv vererbt und entsteht durch das Fehlen des Enzyms, welches Xanthophyll abbaut. Xanthophylle leiten sich von den Carotinen ab, so zum Beispiel das weit verbreitete Xanthophyll der Blätter grüner Pflanzen und der gelbe Farbstoff der Maiskörner, das Zeaxanthin. Das gelbe Fett ist gesundheitlich völlig unbedenklich, aber viele Leute mögen den Anblick gelben Fettes nicht.
Der Max-Faktor
Der Max-Faktor wird unvollständig rezessiv vererbt.
Das Gen heißt deshalb Maxfaktor, weil es in den USA erstmals von einem aus Holland importierten Zwergrammler namens Max vererbt wurde. Es tritt oft bei niederländischen Zwergen auf, aber auch in Zwerg-Hotots und anderen Rassen, die ihre Wurzeln in niederländischen Zwergen haben.
Jungtiere, die den Maxfakor reinerbig tragen, werden mit einem oder mehreren der folgenden Mißbildungen geboren:
- offene Augen bei der Geburt (kann zu Augeninfektionen und Blindheit führen)
- eine weiche Stelle am Kopf (Öffnung im Knochen)
- verdrehte und / oder deformierte Gliedmaßen, evtl. zusätzliche Zehen (Probleme beim Laufen)
- wenn sie aufgezogen werden, haben sie oft ein sehr weiches Fell (fehlende Grannenhaare)
Tiere, die den Faktor spalterbig tragen, haben oft besseres Fell, wodurch der Kopf runder und voller wirkt. Aus diesem Grund werden öfters absichtlich oder unabsichtlich Maxfaktor-Träger gezüchtet. Maxfaktor-Träger haben normalerweise ein Büschel längeres Fell zwischen den Ohren.